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AutorenbildKristina Gau Hiltbrunner

Mein friedvoller Weg - Teil 2

Aktualisiert: 18. Juli

In diesem zweiten Teil geht es um Berührung und Sprache. Wenn ein Foto zum Thema Tierliebe suchen, kommt schnell etwas mit Umarmung, eventuell wird das Tier sogar geküsst. Aber ist das Liebe und ist das friedvoll? Und wie spreche ich eigentlich mit Tieren? Diese beiden Aspekte werde ich heute genauer beleuchten.

Hier findest du Teil 1 der Blogserie: Mein friedvoller Weg Teil 1

Berührung als Zeichen von Liebe?

Es war für mich bis vor wenigen Jahren absolut normal, Tiere zu berühren. Katzen, Hunde, Pferde, alle Tiere wollte ich berühren und streicheln. Ich trainierte das bei Pferden sogar. Dann fing ich an, mit Pferden erst einmal ein Hallo auszutauschen. Aber wenn sie darauf geantwortet hatten, kam gleich wieder eine Berührung. Auch bei meinen Katzen war da so. Wenn ich sie berühren wollte, tat ich das.


So unschuldig wie es klingt, so komplex ist das Thema Berührung. Wir Menschen gehen mit anderen Menschen, die wir gerne haben oder gar lieben, sehr gerne in engen Kontakt. Berührungen sind hier eine Zeichen der Zuneigung. Und so handhaben wir dies auch bei unseren Tieren. Das Hauptproblem bei diesem Vergleich ist, dass unsere tierischen Begleiter in einem Abhängigkeitsverhältnis zu uns stehen. Wir haben sie in unser Leben geholt, wir entscheiden über ihren Lebensort, ihr Futter, ihre tierischen Freunde... Es gibt hier eine starke, ja gar absolute Abhängigkeit. Und zudem lernen Tiere meist von Geburt an, dass wir ihre Grenzen überschreiten. Wir wollen sie berühren können, um für ihre Gesundheit sorgen zu können. Dieser gut gemeinte und wichtige Gedanke führt jedoch dazu, dass wir ihr Nein immer wieder übergehen. Wir glauben, dass wir ihnen keine Wahl lassen können, wir sie berechenbar machen müssen. Und natürlich wollen wir sie versorgen können, wenn es ein gesundheitliches Problem gibt. Aber wir dürfen gleichzeitig auch auf ihre Kooperationsbereitschaft vertrauen. Doch diese bekommen wir nur dann, wenn wir uns mit diesen ganzen Themen gezielt auseinandersetzen und eine enge Beziehung zum Tier aufbauen.


Zurück zur Berührung. Tiere ungefragt zu berühren ist Gang und Gäbe. Warum machen wir das? Weil WIR uns gut fühlen wollen. Das ist wohl die erste und wichtigste Motivation. Wir wollen ein gutes Gefühl in uns erzeugen, uns vielleicht sogar emotional regulieren. Das Problem dabei ist, dass wir ein anderes, nicht freies Lebewesen dazu benutzen.


Ich habe nun angefangen mich zu achten: Wann und warum berühre ich meine Kater? Und bekomme ich ihre Zustimmung? Oder fordern sie vielleicht sogar Berührung ein, damit dies etwas positives in mir auslöst? Mir ist heute ganz klar: Tiere sind nicht dazu da, damit ich mich besser fühle. Ich bin selber dafür verantwortlich, dass ich mich um meine Emotionen kümmere. Aber dies zu sagen und aktiv zu leben, sind tatsächlich zwei paar Schuhe.


Und ja, es passiert mich noch oft, dass ich die Kater ungefragt berühre, um mir etwas Gutes zu tun. Heute bemerke ich diese Situationen aktiv und fange an mein Verhalten zu verändern. Und dann gibt es die Momente, in denen es sich einfach passend anfühlt und ein Kater, wie auch ich, gerne in Berührung bzw. Kontakt gehen. Und das tun wir dann auch. Es geht nicht darum, sein Tier nicht mehr zu berühren oder zu streicheln! Es geht um den bewussten und friedvollen Umgang damit. Denn ja, Berührung kann ein Zeichen für Liebe und Zuneigung sein, aber nicht automatisch und nur, weil wir dies so empfinden.


Hier findest du ein ergänzendes Video von mir zu diesem Thema: Gedanken des Tages - Tiere streicheln



Grenzüberschreitungen

Ich muss an diese Stelle noch einmal genauer auf das Thema "Grenzen" eingehen. Mit Tieren ist es wirklich absolut "normal", dass Grenzen überschritten werden. Sie werden berührt, wann immer wir das wollen, egal welche Absicht wir oberflächlich verfolgen. Wir lassen sie Dinge machen, vor allem Hunde und Pferde, die sie nicht wollen oder in denen sie einfach auch keinen Sinn erkennen können. Und dies mitunter vom ersten Tag an. Manche Pferde sind sehr körperlich mit Menschen (z.B. rempeln), weil die Menschen ihre Grenzen auch andauern überschreiten. Oder auch, weil dies ein generelle Thema im Leben dieses Menschen ist. Denn auch unsere Grenzen wurden vor allem in der Kindheit immer wieder überschritten. Und damit meine ich jetzt nicht körperliche oder psychische Misshandlung, was noch einmal ein ganz anderes Kapitel ist. Aber jede*r von uns, hat dies erlebt und ebenso unsere Eltern, Großeltern, Urgroßeltern u.s.w. Wir wurden umarmt, als wir es nicht wollten, mussten Menschen die Hand geben, obwohl wir dies nicht wollten. Wir kamen in einen Konflikt zwischen dem, was wir fühlten und dem, was uns Erwachsene sagten. Das soll keine Anklage sein, es ist einfach eine Realität, die verändert werden kann.


Es braucht Grenzen im Zusammensein mit Menschen und auch mit Tieren. Hierfür bedarf es der bewussten Auseinandersetzung. Und in dem Hinblick ist wieder das Abhängigkeitsverhältnis zwischen uns und dem Tier zu beachten.



Die Sache mit der Sprache

Ein ebenso komplexes Thema ist unsere Sprache und hier habe ich im Moment auch die größten Hausaufgaben. Diese Dinge mache oder machte ich sprachlich mit Tieren:

  • Spitznamen/Kosenamen geben

  • in Baby-Sprache mit ihnen sprechen (Worte und Tonfall)

  • Beurteilend/analysierend über Tiere sprechen (dies natürlich auch beruflich)

Schauen wir uns die einzelnen Themen einmal genauer an


Spitznamen geben

Unsere beiden Kater haben jeweils einen Namen. Aber sie haben auch noch weitere Kosenamen, die ganz unbewusst entstanden sind. So nennen wir Boston z.B. teils Bobby, oder Bobbyli. Und es hat noch mindestens drei Namen mehr. Auch hier wirkt es auf den ersten Blick nicht schlimm. Doch haben unsere Tiere natürlich kaum eine Wahl, wie wir sie nennen. Woher kommen solche Namen? Im Grunde ist es eine Verniedlichung und ein (ungewolltes oder zumindest unbewusstes) klein machen des Gegenübers. Stell dir einmal vor, du lernst einen neuen Menschen kennen. Du sagst diesem Menschen deinen Vornamen. Dieser nutzt ihn auch, wechselt aber nach kurzer Zeit auf einen Spitznamen, ohne dich nach deiner Zustimmung zu fragen. Wie würdest du dich fühlen? Oder wie würdest du dich fühlen, wenn du diesem Menschen sagst, dass du nicht so genannt werden möchtest, diese Person es aber ignoriert? Ich denke ihr würdet wohl keine engen Freunde werden. Spitz- oder Kosenamen entstehen wohl meist in unserer Kindheit. Es hat einen verspielten Charakter. Die Frage ist, was sich verändert, wenn wir körperlich und emotional erwachsen werden. Wie fühlt sich dieser Name dann an?


Wenn unsere Tiere körperlich ausgewachsen sind, ist die nun die Frage, wie es mit ihrer emotionalen Reife aussieht. Unsere Sprache ist ein Teil des Puzzles, damit sie auch mental reifen können. Und mittels der Tierkommunikation können wir die Tiere fragen, was sie über ihre Namen denken.


Baby-Sprache

Tiere und kleine Kinder reagieren extrem "gut" auf Babysprache. Gerade freuen nutzen gerne einen höheren Ton zur Begrüßung und dem Lob. Im Training von Pferden wird dieser hohe Tonfall mitunter sogar bewusst eingesetzt. Dieser erzeugt eine gewisse Aufregung, bzw. aufgeregte Energie in uns und damit auch in dem Gegenüber. Das kann spannend auf ein Tier wirken. Gleichzeitig nutzen wir gerne auch spezifische Begriff in Kombination mit dem Tonfall. Ein Beispiel: "Das sooo ein feiner!" Ich hoffe ihr hört den Ton, hinter dem geschriebenen Satz.


Ja, es funktioniert in Bezug auf die Reaktivität des Tieres. Aber die spannende Frage ist doch, wollen wir so mit einem erwachsenen Lebewesen sprechen? Möchtest du, dass man mit dir im Alter, wenn du in einem Pflegeheim bist, so gesprochen wird? Also ich möchte das nicht. Daher finde ich das Thema Baby-Sprache ein sehr wichtiges.


Wir müssen dieses nicht brauchen, damit Tiere positiv auf uns reagieren und verstehen, was wir von ihnen möchten. Wir dürfen bewusst unsere Sprache anpassen.


Über Tiere sprechen

Das letzte Thema, das ich bezüglich der Sprache anschauen möchte, ist das über Tiere sprechen. Als Tiertherapeutin ist das natürlich sehr wichtig. Denn ich muss vom Menschen erfahren, wie es dem Tier geht und was es vielleicht brauchen könnte. Gerade wenn man in dem Moment neben dem Tier steht, kann man oft Reaktionen beobachten. Dies kann sein, weil ein bestimmtes gesundheitliches Problem angesprochen wurde und das Tier seine Aufmerksamkeit dorthin richtet. Aber auch in der Fernbehandlung spielt diese Form der Kommunikation eine wichtige Rolle.


Wie sprechen wir über unsere Tiere? Welche Ängste oder Glaubenssätze bringen wir zum Ausdruck? Was denken wir über unser Tier? Gibt es für das Tier auch eine Möglichkeit, sich selber dazu zu äußern? Dies muss gar nicht zwingen telepathisch sein. Die Tiere sprechen auch mit ihrem Körper. So positionieren sie sich zum Beispiel entsprechend so, dass wir ihnen optimal helfen können. Oder sie wenden sich auch ab, wenn es ihnen zu viel wird. Alle diese kleinen Signale können wir lesen lernen. Und dann sprechen wir nicht mehr nur über das Tier, sondern gleichzeitig mit ihm. Wir dürfen darauf vertrauen, dass sie alles verstehen. Das hat mir meine Praxis als Tierkommunikatorin gezeigt. Und wir dürfen gleichzeitig auch darauf vertrauen, dass sie kooperieren werden. Ihnen die entsprechende Zeit für eine Reaktion zu geben, ist hierbei entscheidend. Wir Menschen erwarten oft eine umgehende Antwort. Aber zum Beispiel bei Pferden habe ich oft beobachtet, dass sie manchmal einen ganzen Moment lang über etwas nachdenken müssen, bevor sie eine Entscheidung treffen. Diese Zeit sollten wir ihnen wirklich geben.


Und wir dürfen beobachten, wie wir mit und über unsere Tiere sprechen. Begriffe tragen eine Energie in sich. Wenn ich also sage, dass ein Tier "aggressiv", "hyperaktiv", "faul", "gefräßig" oder "tollpatschig" ist, dann macht das etwas mit uns und mit unserem Tier. Worte sind so unglaublich kraftvoll. Lasst sie uns doch gerne noch bewusster einsetzen.


Ein kleines Sprachexperiment

Wenn ich mich als reitender Mensch definiere und mit dem Reiten aufhöre, bleibe ich ein Mensch. Wenn ich mich als Reiter definiere und kein Pferd mehr habe, bin ich dann nur noch ein Mensch. Die Pferdefreude unter euch kennen wahrscheinlich diesen Spruch: "Ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd. Aber ein Reiter ohne Pferd ist nur ein Mensch." Was löst das in dir emotional aus? Unsere Sprache ist soo kraftvoll. Nutzen wir sie doch immer bewusster, um unnötigen Schmerz zu vermeiden. Kleine Variationen in der Sprache können sehr viel bewirken. In uns, ebenso wie im Gegenüber.


Unsere gemachten Erlebnisse und Erfahrungen, wie auch unsere Traumata (festsitzende Emotionen), beeinflussen unsere Sprache. So habe ich kürzlich geschrieben, dass ich mich nach 12 Monaten Vollzeit-Selbstständigkeit auf eine Art wie noch am Anfang fühle und gleichzeitig auch mittendrin. Sind es schon oder erst 12 Monate? Ich habe diesen Satz mit dem "Anfang" sehr bewusst gewählt. Nicht, um mich klein zu reden oder gar klein zu halten, sondern um meinem Gefühl einen Ausdruck zu verschaffen. Denn die 12 Monate sind auf eine Art wie im Flug vergangen und ich habe sehr viel in dieser Zeit gelernt. Und gleichzeitig sehe und spüre ich, wie viel zauberhaftes noch vor mir liegt und entdeckt werden möchte. Daher fühle ich mich auf eine Art auch demütig. Es ist immer die Frage, wie bewusst wir Sprache einsetzen. Und dort gibt es tatsächlich immer wieder etwas zu lernen.



Die Reise geht weiter

Ja, die Reise geht weiter. Und ich kann mir gut vorstellen, dass es mindestens noch einen dritten Teil dieser aktuell zweiteiligen Serie geben wird. Aber ich lasse dies auf mich zukommen.


Ich freue mich, dass du mich auf meiner Reise begleitest und vielleicht sogar etwas für dich daraus mitnehmen kannst. In diesem Sinne, wünsche ich auch dir und deinem Tier eine friedvolle Zeit!


 

Mein friedvoller Weg Teil 1 -

Wie alles begann: Mein friedvoller Weg Teil 1



Infos zu meiner Begleitung: HarmonieReise

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